Fußball, Freundschaftsspiel: VfB Stuttgart – FC Getafe 1:2 (1:0) / 2200 Zuschauer gestern in Weinstadt
Daniel Berkowitsch war’s egal. Er hatte ohnehin vom Spiel nichts mitbekommen. Der Trainer und Vorsitzende des SC Weinstadt war mit seinem Walkie-Talkie überall und koordinierte die Abläufe rund ums Spielfeld. Am Ende war er hochzufrieden. Mit 2200 Zuschauern und dass der Verein die Aufgabe in so kurzer Zeit gestemmt hat. „Wir haben den Vertrag mit dem VfB erst am Samstagabend unterschrieben“, erzählt er.
Trotzdem meldeten sich ruckzuck 140 Helfer. Die Zusammenarbeit mit Stadt und Sportamt sei zudem hervorragend gewesen. Die Stadtgärtner haben den etwas ramponierten Rasen sogar noch mit Rollrasen ausgebessert. Für den Verein dürften einige Euro hängengeblieben sein, auch wenn er sich die Einnahmen aus dem Kartenverkauf mit dem VfB teilen muss und der dabei deutlich mehr abbekommt.
Das Spiel verzögerte sich erst einmal um 20 Minuten, weil die Spanier, die zum Trainingslager in der Nähe von Schweinfurt sind, länger brauchten. Machte nichts, die Zuschauer konnten derweil die VfB-Spieler beim Aufwärmen beobachten. Von Trainer Armin Veh war so wenig zu sehen, wie vom 13. der ersten spanischen Liga. Erst als die Mannschaften zum Einlaufen erschienen, ließ auch Veh sich blicken. Winkte den Zuschauern zu und wollte beim Überqueren des Platzes der Wasserfontäne der Sprinkleranlage auf der rechten Hälfte links ausweichen. Kaum war er aus deren Schussfeld, hörte die Anlage rechts auf – und die linke begann. Veh nahm’s mit Humor.
Seine Spielanalyse wird wohl nicht so humorvoll ausfallen, zumindest was Hälfte zwei anbelangt. Die erste Hälfte dagegen war okay. Zwar landete der Ball schon nach drei Minuten an der Stuttgarter Latte, doch ansonsten hatte die VfB-Defensive die in der Offensive erstaunlich harmlosen Spanier gut im Griff. Lediglich bei Standards wurde es gefährlich, Torwart Sven Ulreich aber war auf dem Posten (25.).
Der VfB dominierte das Geschehen und ging früh in Führung. Nach einem Freistoß im Mittelfeld schaltete Daniel Didavi am schnellsten, schnappte sich den Ball und zog aus gut 20 Metern trocken ab: 1:0.
Auch danach hatte die Elf von Armin Veh Möglichkeiten. Christian Gentner schoss übers Tor (27.), traf die Latte (31.) und auch Alexandru Maxim schoss zu hoch (42.) Die klarste Möglichkeit hatte Vedad Ibisevic, scheiterte aber an Torwart Lopez (28.).
Spielfluss und Spielverständnis sind dahin
Das sah alles ganz ordentlich aus, doch im zweiten Durchgang gelang dem VfB kaum noch etwas. Dass Spielfluss und -verständnis weitgehend abhandenkamen, lag sicher auch an den vielen Wechseln. Getafe hatte nun –trotz ebenso vieler Wechsel – deutlich mehr vom Spiel – und Chancen. Nach einem Fehlpass vom Moritz Leitner rettet Ulreich gegen Angel Lafita zur Ecke (60.). Vier Minuten später donnerte Lafita freistehend übers Tor und als Sercan Sararer im Mittelfeld Mitspieler Gentner austrickste, vergab Miguel Herrero die Konterchance.
Die Partie wurde immer schlechter, also ergriff Stadionsprecherin Sabine Sonn die Initiative: Sie organisierte eine La Ola – um den VfB anzufeuern. Das ging irgendwie schief. Adrian Colunga tauchte mutterseelenallein vor Sven Ulreich auf und erzielte den Ausgleich (82.). Sabine Sonn: „Unsere Welle hat offenbar die Gäste motiviert.“
Den Treffer hatte sich Getafe durch mehr Spielanteile im zweiten Durchgang verdient, aber dem VfB reichte das nicht. Karim Haggui brachte Neuzugang Adam Hlousek in die Bredouille, der mit seinem Rückpass Torwart Ulreich noch viel mehr. Miguel Herrero bedankte sich mit dem 1:2 (85.). „Der FC Getafe nimmt unsere Gastgeschenke offenbar gerne an“, meinte Sprecherin Sonn.
So verlor der VfB letztlich, dem SC Weinstadt aber kann das egal sein. Er hat auf jeden Fall gewonnen.
VfB Stuttgart: Ulreich; Klein (46. Hlousek), Schwaab, Rüdiger 46. Niedermeier), Sakai; Gruezo (Holzhauser), Gentner, Maxim (70. Rojas), Didavi, Rausch (Leitner); Ibisevic (61. Sararer).