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Plaudern mit Schulfreund Fredi

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Der Weinstädter Filialdirektor Fritz Bauer im amüsanten Gespräch mit dem VfB-Sportvorstand Fredi Bobic

Fritz Bauer nimmt die Besucher bei der Veranstaltung in der Weinstädter SWN-Filiale denn auch zu Beginn mit auf eine Zeitreise. „Stellen Sie sich vor, es ist 1982, erster Schultag für zwei Fünftklässler in der Jahn-Realschule Bad Cannstatt.“ Und das Erste, was passiert ist: „Ein großer weißhaariger Mann steht plötzlich in der Tür und sagt: du und du – mitkommen!“

Bauer und Bobic (42) mussten schon am ersten Schultag beim Rektor antanzen. „Und der war wirklich streng“, sagt Bauer. „Herr Schönleber, den Namen werde ich nicht vergessen“, ergänzt Bobic.

Wenn die Schulkarriere mit einem blauen Brief beginnt (Bobic: „Mann, hab ich geschwitzt zu Hause“), kann das übel enden. Für den VfB-Sportvorstand aber war’s „ein Denkzettel zur rechten Zeit“. Nicht, dass er sich danach besondere Zurückhaltung auferlegt hätte, seine Meinung hat er immer vehement vertreten. Aber ein wenig mehr Konzentration darauf, aus seinem Leben etwas zu machen, ist daraus durchaus entstanden. Es habe nicht lange gedauert, erzählt Bauer, da habe er seinen Kumpel beobachtet, wie er beständig irgendetwas auf einen Zettel kritzelte. „Was machst du da eigentlich?“, habe er gefragt. Und Bobic antwortete: „Ich übe Autogramme.“

Fußballprofi zu werden, sei immer sein Traum gewesen. Bobic spielte früh in der VfB-Jugend. „Da fühlst du dich schon ganz cool.“ Aber: „Ich habe den Traum zwischendurch sogar aufgegeben.“ Mit 16, 17 reichte es nur noch für die Kickers-Jugend, später nur noch für die TSF Ditzingen. Beim Oberligisten aber wurde er sofort Torschützenkönig, seine Karriere bis in die Nationalmannschaft begann.

Wie ist das, fragt Bauer, wenn plötzlich das große Geld kommt? „So schnell kam das gar nicht“, kontert Bobic. „Ich war anfangs schon froh, wenn ich die Raten für mein Auto zahlen konnte.“ In Ditzingen habe er Sponsor Eberhard Ruf einmal vorgeworfen: „Ich bin der billigste Torschützenkönig der Liga.“ Worauf der nur gelacht habe. „Tja, da hab ich gut verhandelt.“

Später, als er in Dortmund unter Vertrag war, ging dieses Kompliment auch an Bobic. Unfreiwillig allerdings. Es lief schlecht beim Stürmer, er stand in der Kritik. Und dann veröffentlichte die Bild-Zeitung auf Seite eins dessen Gehaltszettel. Bobic: „Da rufen dich dann zwar die Kollegen an und beglückwünschen dich“, andere aber warfen die Scheiben seiner Wohnung ein.

Den leichten Tritt ans Bein handelt sich Bauer schließlich ein, als er fragt: „Hast du für Labbadia nur keinen Nachfolger gefunden oder warst du von dem tatsächlich überzeugt?“ Bobic schmunzelt darüber: „Das war frech, so darf nur er fragen.“Aber er halte Bruno Labbadia immer noch für einen guten Trainer. Am Ende jedoch habe der die Mannschaft nicht mehr erreicht.

Nicht jeder wird an diesem Abend bei unangenehmen Fragen so behutsam behandelt wie Gastgeber Bauer. Bobic ist freundlich und korrekt, aber er verbiegt sich nicht. „Ich wusste nicht, dass Sie für Hannover gespielt haben“, beginnt ein Besucher seine Frage. „Jetzt ist mir klar, warum der VfB die Ersatzbank der Hannoveraner gekauft hat. Aber das ist eigentlich nicht meine Frage.“ – „Aber ein ganz schlechter Einstieg“, brummt Bobic dazwischen. „Und außerdem respektlos gegenüber den Spielern.“

Der VfB-Sportdirektor präsentiert sich in Endersbach gut gelaunt und amüsant, aber in der Sache bestimmt. Das macht den Abend auch lohnenswert. Wenn auch nur für die Zuhörer. Denn Fritz Bauer hat seinem Schulfreund bei der Terminvereinbarung eines gleich deutlich gemacht: „Kohle kriegsch keine.“ Der wird’s – trotz Ditzinger Knausrigkeit – verkraften.


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